Countdown: Wer, Wohin & Warum
Etwas weniger als drei Wochen noch und ich bin immer noch mit Vorbereitungen beschäftigt. Ich weiß dass ich besser vorbereitet sein sollte als ich es jetzt bin, aber so funktioniere ich nun einmal nicht.
Ich vermute jeder andere hätte schon so oft wie möglich auf dem neuen Rad gesessen, aber bis jetzt habe ich seit Januar nur ungefähr 300 Kilometer geschafft. Ich hätte mein Zelt mindestens einmal aufbauen sollen und alle Dinge die ich auf meine Reise mitnehmen will, sollten bereits hier sein. Nun, sie sind es nicht. Aber das ist okay. Am Ende werde ich in drei Wochen bereit sein. Zweifellos.
Also, wer bin ich? Ich heiße Heiko und ich lebe in Deutschland. Nun, ich bin sogar Deutscher. Nicht dass es eine Rolle spielt. Zuerst einmal bin ich ein Mensch. Vor ein wenig mehr als vier Jahren wollte meine Firma einen Schwung alter, überbezahlter Mitarbeiter loswerden um Platz zu schaffen für die jüngeren, billigeren Arbeitskräfte, die keine oder geringere Sonderleistungen bekommen, usw. Sie machten ein Angebot und ohne einen zweiten Gedanken unterschrieb ich für die Freiheit. Letztes Jahr im Spätsommer wurde ich sechzig und endlich Herr meiner eigenen Zeit.
Direkt nachdem ich den Vertrag für den Vorruhestand unterzeichnet hatte, begann ich Pläne für meine zukünftige Zeit der Freiheit zu schmieden. Die Grundidee war das Nordkap zu sehen. Natürlich mit dem Fahrrad. Also fing ich an über Fahrradreisen zu lesen. Und mit jedem Blog oder Bericht den ich las, blühten neue Abenteuer in meinem Kopf. Da dies meine erste lange Radtour werden soll, behalte ich erst einmal all die anderen Reisepläne für mich. Aber lasst mich soviel sagen: Skandinavien wird meine Testfahrt.
WeiterlesenZurück zum Nordkap. Es gibt einen ziemlich geraden Weg dort hoch und praktisch fast den selben geraden Weg wieder nach unten. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass dies nicht der Weg ist den ich nehmen will. Also wollen wir Schweden dazu nehmen. Für den Weg nach oben. Ich war in meinen jüngeren Jahren in Schweden und mir gefiel es sehr gut. Nun wurde aus der geraden Strecke eine Schleife. Ein wenig später wurde mir bewusst, dass ich noch nie in Finnland war. Und ‘Da Big Loop’ war geboren.
Sofort von Beginn an war es meine Absicht keinen festen Routen und täglichen Zielen zu folgen. Ich werde meine täglichen Touren einfach während der Fahrt planen. Natürlich gibt es einen grundlegenden Aktionsplan, eine grob geschmiedete Strecke: Nordwärts von Frankfurt über die Insel Fehmarn und Dänemark nach Schweden. Weiter nach Norden entlang der bergigen Seite von Schweden hoch bis Kiruna (oder irgendeinen anderen Ort dort). Ein wenig ostwärts nach Finnland hinein und dann südlich entlang der Küste. Entweder in Vaase oder Pori werde ich mich wieder nach Osten wenden, rüber an die russische Grenze, dann wieder hoch nach Norden bis Kirkenes in Norwegen. Jetzt in westlicher Richtung kommt das Nordkap ins Spiel, wo ich mich erneut nach Süden wende. Welchen Weg ich durch Norwegen nehme? Ich weiß es noch nicht. Lofoten und das Fjordland natürlich, aber was noch und wohin sonst, nur die Zeit wird es verraten. Schließlich das dänische Festland und zurück nach Frankfurt.
Leider ist meine Zeit begrenzt, denn ich muss Ende August zurück sein, da mich in der ersten Woche im September ein etwas anderes Abenteuer erwartet: eine tolle Wander- und Kajaktour mit guten Freunden in Südfrankreich. Also werden dreieinhalb Monate für ‘Da Big Loop’ eine ziemliche Herausforderung. Eine echte Herausforderung sogar. Aber ich habe Optionen für Abkürzungen in Finnland wenn die Zeit kritisch wird oder ich kann sogar mein Fahrrad und meine Ausrüstung in Bergen oder Stavanger lassen, nach Hause fliegen und zwei Wochen später zurückkehren um die Tour auf anständige Weise zu beenden.
Also dies sind die grobe Gedanke dazu wie ich dieses Jahr meinen Sommer verbringen will. Unterkunft in der Reihenfolge der Prioritäten wie folgt: Wildzelten, Campingplätze, Warmshowers Gastgeber, Herbergen, Motels, abhängig vor allem von der Wetterlage (Ich nehme an dass ich nach drei Tagen im Regen an einem echten Dach über dem Kopf und vielleicht einem warmen Ort um meine Sachen zu trocknen, Gefallen finden werde).
Oh, und ich habe vor wann immer möglich allen großen Städten aus dem Weg zu gehen. Ich fahre nicht dort raus um Sehenswürdigkeiten anzuschauen, außer es handelt sich um Naturschönheiten. Ich möchte die relative Einsamkeit der nördlichen Länder im Vergleich zu Mitteleuropa genießen. Ich will Wälder, Seen, Flüße, Wasserfälle, Berge, Tundra, usw. genießen. Da, genau das ist es was ich will.
In den nächsten drei Wochen werde ich noch ein wenig mehr über mich, meine Ausrüstung und meine weitere Vorbereitung schreiben. Bis der große Tag endlich da ist.