Sommerreisen 2019 – Die Erste – 8. Mai – Tag 2 von ???
Strecke: 142,8 km – Fahrzeit: 7:37:45 – Höhenmeter: 468 – Temperatur 5° – 15° Durchschnitt 9° – Wind mäßig aus westlichen Richtungen – Bis zur Hälfte schwacher bis mäßiger Nieselregen
Ausgaben:
€ 9,00 Campingplatz
Tiere gesichtet:
Pferde, Ponys, Kühe, Schafe, 1 Fuchs, Hunde, 2 Katzen, Hausgänse, Wildgänse, Enten, Hühner, Störche, div. Raubvögel (Bussard, Habicht), div Singvögel (Amsel, Drossel, Star, Meise, Sperling), Tauben, Raben, Krähen, Schwäne
Gut, ganz so schlimm wie der Titel andeutet ist es dann doch nicht. Vermutlich wäre die Tour heute sogar ganz schön gewesen. Aber es ist ein grauer, nasser Tag, kein angenehmer.
Kurz nach sechs Uhr werde ich wach. Nach mehr als acht Stunden tiefem, ungestörten Schlaf. Eine halbe Stunde später stehe ich auf. Es ist trocken, aber kalt. Die Waschräume sind nicht geheizt. Also nur Katzenwäsche. Müsli zum Frühstück. Zum Tee kochen habe ich bei den Temperaturen keine Lust. Saft ist auch okay. Ich packe schnell zusammen, ziehe mich warm an und dann bin ich weg. Punkt neun Uhr rolle ich los.
Es geht flach durch Felder und Wiesen. Und nach einer guten Viertelstunde beginnt es zu nieseln. Nieselregen wird von nun an den halben Tag mein Begleiter sein. Zum Glück nicht sehr stark, sodass ich nicht richtig nass werde. Schnell erreiche ich die Fulda, will dem Fuldaradweg bis kurz vor Hann. Münden folgen.
Meistens folgt der Radweg dem Fluss und zumindest das Radeln ist entspannt. Ich komme gut voran. Auch wenn die Beine heute deutlich müder sind als gestern. Immer wieder muss ich die Flussseite wechseln. Eigentlich an jeder Brücke. Ganz nett mal die andere Seite zu sehen, aber die Steigungen hoch zu den Brücken müssten nicht sein.
Bad Hersfeld ist die erste größere Stadt, Bebra streife ich nur, durch Rotenburg geht es direkt hindurch. Alles hübsche Städtchen, aber bei dem Schmuddelwetter ist Anhalten nicht verlockend. Nach gut 40 Kilometern die erste Pause. Zwangspause. Ich muss etwas essen und trinken. Mich einen Augenblick ausruhen. Finde eine Bushaltestelle die mir ein Dach über den Kopf bietet. Jetzt wo ich anhalte wird mir schnell kalt. Also nur kurze Pause und weiter. Der Nieselregen wird nun auch etwas stärker. Aber noch erträglich. Denke kurz daran meine Regenklamotten auszupacken. Entscheide mich dann aber doch, noch abzuwarten ob der Regen stärker wird.
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Bei dem kleinen Örtchen Altmorschen beginnt wohl die mittlere Fulda. So sagt es jedenfalls eines der vielen Schilder. Und mit der mittleren Fulda kommen Schleifen, viele Schleifen. Die bringen Kilometer. Und natürlich weiter das muntere Ufer-wechsel-dich-Spielchen. Dazu wird das Fuldatal nun eng. Das bedeutet nichts Gutes. Jedes Mal wenn der Weg das Ufer auch nur ein wenig verlässt geht es rauf. Kurze, ruppige Steigungen die in den Beinen schmerzen. Naja, danach geht es ja immer wieder runter. Bringt Abwechslung.
In Melsungen wird es trocken. Der Regen hört tatsächlich auf. Wärmer wird es immer noch nicht. Der Himmel weiter grau in grau. Von Melsungen bleibt nur hängen dass man sich zwar viel Mühe gibt den Radweg herzurichten, nur eine Umleitung fehlt, als er dann ein Stück weit komplett gesperrt ist. Naja, Navi hilft. Aber es ist ein Radfernweg, Leute. Denkt doch mal an auswärtige Radler die sich nicht auskennen oder ohne Navi unterwegs sind. Soll es ja geben.
Irgendwo komme ich an einem Wegweiser nach Kassel vorbei. Die Straße sagt 25 Kilometer. Der Radweg sagt 40 Kilometer. Ein kurzer Blick auf die Hügel die sich links und rechts des Flußes auftürmen und ich ergebe mich in mein Schicksal. 15 Kilometer mehr, je nach Streckenpropfil eine knappe Stunde mehr. Der Fluss mäandert hier in zwei sehr großen Schleifen durch die Hügel. Daher der Unterschied. Der Radweg folgt dem Fluss. Und es ist eine schöne, ruhige Strecke. Ohne Autos. Radler sind auch welche unterwegs. Heute sehe ich zum ersten Mal andere Reiseradler. Die schöne, ruhige Strecke hat natürlich auch einen Preis. Ein langer steiler Anstieg den ich gerade so bezwingen kann ohne abzusteigen. Zwei Mal muss ich heute insgesamt absteigen. Beides fiese kleine, steile Rampen direkt hinter Kurven. Keine Chance.
Ein paar Flussbiegungen und eine weitere Schleife später erreiche ich Kassel. Macht einer Großstadt alle Ehre. Jedes kleine Kuhdorf hat den Radfernweg asphaltiert. In Kassel fährt man über Schotter. Dann eine Kreuzung die eigentlich eine Ampel braucht. Hat aber keine. Nach fünf Minuten des Wartes, stürze ich mich einfach vor das nächste Auto und hoffe dass es bremst. Es bremst. Sonst würde ich dort wohl stehen bis es dunkel wird. Viel Radverkehr dazu und Schlängelei durch die Gassen und Gässchen. Ich folge der Ausschilderung und nicht meinem Track. Der will mich über noch belebtere Straßen führen. Um das zu vermeiden nehme ich gerne ein paar zusätzliche Schlenker in Kauf.
Endlich bin ich wieder raus aus der Stadt. Jetzt ist der Radweg in bestem Zustand. Eine schöne glatte Piste. Immer direkt am Fluss entlang. Mit all seinen Schleifen und Windungen. Es rollt gut und es ist immer noch trocken. Nur die Beine sind müde. Ich schaffe kaum noch 20 km/h. Aber es sind auch nur noch 20 Kilometer. Ein Stündchen also.
Irgendwann geht es links weg. Richtung Zeltplatz. Ein Hinweisschild an der Fulda, das ich erst am nächsten Morgen entdecke. Also wieder die bangen Gedanken ob er überhaupt noch existiert. Und es geht noch zwei Kilometer bergauf. Am Schluss sogar ordentlich. Vorher aber doch ein Schild. Das macht Hoffnung. Und sie ist nicht vergebens. Klein aber fein und vor allem offen.
Ich habe zwei Optionen für einen Standplatz. Direkt am Sanitärgebäude auf steinigem Boden oder direkt am Eingang auf Gras. Ich wähle das Gras. Nachdem das Zelt steht trocknet es sogar halbwegs ab. Ein an der Aussenwand vom Morgentau nasses Zelt weicht während ein paar Stunden im Packsack eben auch bis innen durch. Dann esse ich etwas. Vor dem Zelt. Draußen ist es inzwischen sogar einigermaßen warm geworden. Relativ gesehen. Kaum bin ich mit allem fertig geht der Regen los. Gut, habe ich erwartet. Irgendwann während des Tages hatte ich, oh Wunder, mal Internet und mir das Regenradar angesehen. Von Westen kommt der Tiefdruckausläufer. Zum Glück hat es gereicht bis ich alles in trockenen Tüchern hatte.
Kurz nach acht Uhr liege ich im Zelt. Es regnet fleissig und ich bin müde. Wenn der Bericht fertig ist, krieche ich in den Schlafsack und träume von Morgen. Oder von nichts.