Der Berg ruft

Der Berg ruft

Samstag, 30. Juni 2018 – Tag 26 – Laggan bis Fort William

  • 66 km von total 1289 km
  • 2:57:17 Stunden Fahrzeit netto
  • 22,4 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit Fahrzeit netto
  • 3:05:35 Stunden Gesamtzeit mit Pausen
  • Sonnig, wolkenlos, trocken
  • Temperatur 19 – 35 Grad Celsius
  • Wind 3 – 6 km/h (1 – 2 Beaufort) aus NW bis SW

Heute ist Tag des Abschieds. Meine Freunde vom Kanu-Club Kelsterbach müssen zurück nach Hause fliegen. Ich mache mich wieder solo auf den Weg. Nächstes Ziel sind die Äußeren Hebriden. Mit der Fähre ab Oban. Wären gute 150 Kilometer. Durchaus an einem Tag zu schaffen, da vorwiegend flach. Aber da liegt ein Berg dazwischen. Der Ben Nevis oder auf gälisch Beinn Nibheis. Der höchste Berg Großbritanniens. Mit 1345 Metern sicher kein Vergleich mit dem Alpen. Aber dieser Berg ruft.

Also heute nur eine kurze Etappe mit etwas mehr als 60 Kilometern. Ziel ist der Campingplatz direkt unterhalb des Berges. Das passende Basislager sozusagen.

Um halb zehn verabschieden wir uns vor dem Ferienhaus. Meine Freunde fahren links herum Richtung Edinburgh. Ich nach rechts, Richtung Fort William. Es ist schon mollig warm. Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen, blauen Himmel. Ideales Radwetter für mich.

Ab Laggan führt mich mein Weg auf der A86 fast eben durch ein wunderschönes Hochtal zum Loch Laggan. Kurz vor dem See liegt auf der linken Seite die Gatelodge von Ardverikie House, deren romantischer Turm mit Wendeltreppe gerne von Paaren gemietet wird. Das prächtige Landhaus Ardverikie selber, das als Kulisse in einem James-Bond-Film diente, liegt etwas versteckt am Ostufer des Loch Laggan sodass ich es leider übersehe. Der langgezogene See bietet viele helle Sandstrände die zum Baden einladen, darunter den größten Süßwasserstrand Großbritanniens. Ich genieße jedoch nur den Anblick. Der Verkehr ist gering, die meisten Fahrzeuge kommen mir entgegen. Es treibt sie zum Wochenende in die Berge.

Am Ende des Loch Laggan folge ich dem Fluss Spean. Schon nach wenigen Kilometern ist er zu einem Stausee aufgestaut. Die Staumauer ist schon etwas älter. Ein interessantes Bauwerk mit seinen 29 wie Torbögen geformten Überläufen. Nach dem Damm geht es nun langsam abwärts. Immer weiter am Fluss entlang der in Schleifen durch die Landschaft mäandert. Am Horizont thront schon der Ben Nevis.

Der Verkehr wird nun stärker, in beiden Richtungen, und ab Spean Bridge wird er nervig. Hier muss ich auf die A82, die viel befahrene Nord-Süd-Verbindung zwischen Inverness und Fort William. Es gibt keinen Radweg. Nachdem mich zwei Autos sehr knapp überholt haben, nehme ich mir einfach einen großen Teil meiner Fahrbahn sobald Gegenverkehr kommt. Ein wenig Kamikaze, aber so zwinge ich die von hinten kommenden Fahrzeuge zum abbremsen. Genug Platz sich an mir vorbei zu quetschen gibt es sowieso nicht. Klappt auch ganz gut die Nummer.

Nach etwa acht Kilometern endlich ein Radweg. Ein schöner noch dazu. Jetzt ist die Fahrt wieder entspannt und schnell erreiche ich Inverlochy, einen Vorort von Fort William. Dort links hinein ins Tal des Flusses Nevis. Hier ist nochmal stärkerer Verkehr. Liegt an dieser Straße doch nicht nur der Campingplatz sondern auch der Einstieg der „Touristenroute“ auf den Ben Nevis. An so einem schönen Tag am Wochenende ist es natürlich entsprechend voll.

Der Check-in am Campingplatz läuft reibungslos. Ich buche zwei Nächte. Freie Standplatzwahl. Ich suche mir gemütlich erstmal ein schönes Plätzchen mit Schatten. Die Sonne brennt nun doch recht heiß vom immer noch wolkenlosen Himmel. Als das Zelt steht, gehe ich duschen und erkunde dann die Umgebung. Der Shop des Campingplatzes hat natürlich Camper-Preise. Aber er ist gut sortiert. Sehr gut sogar. Ich hole einen kleinen Snack und etwas kaltes zu trinken. Später suche ich mir einen Supermarkt für die restliche Verpflegung.

Ich laufe zum Besucherzentrum, erkundige mich nach dem Wetter für morgen. Bestes Wanderwetter. Man rät mir früh loszugehen. Soll wieder heiß werden. Werde ich machen. Ich kaufe auch noch eine Mütze. Habe mir gestern die Haare kurz schneiden lassen. Sehr kurz. Keine Lust mir die Rübe zu verbrennen. Dann laufe ich am anderen Ufer des Nevis zurück zum Campingplatz. Gehe immer mal wieder in den Fluss hinein. Das Wasser ist schön kühl und nicht tief. Auf Höhe des Campingplatzes durchquere ich den Fluss. Er ist dort gerade mal knietief. Und sehr erfrischend.

Dann noch ein kurzer Trip zu ALDI in Inverlochy. Knapp fünf Kilometer entfernt. Ich besorge Wasser und Verpflegung für die Wanderung morgen. Und Abendessen für die nächsten zwei Tage. Nachdem ich gesättigt bin, ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden. Endlich ins Zelt. Noch kurz den Reisebericht und dann früh ins Bett. Morgen will ich um sechs Uhr aufbrechen. Denn der Berg ruft!

Der Berg ruft
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